Wie üblich setzten wir unsere Reise mit dem Bus fort, doch bevor es los ging, statteten wir einem Supermarkt in Quy Nhơn noch einen Besuch ab. In dieser Gegend gibt es nur sehr wenige Touristen und so wurden wir nach kurzer Zeit von einer kleinen vietnamesischen Teenie-Gruppe „verfolgt“. Es dauerte noch einige Minuten bis sich schließlich ein mutiger Vietnamese aus der Gruppe dazu durchgerungen hatte, auf uns zuzukommen – oder besser gesagt auf mich zuzukommen, da Mike im Verhältnis zu den Menschen dort fast ein Riese ist und mit seiner üppigeren Bartfrisur doch etwas respekteinflößend und vielleicht sogar ein bisschen gefährlich auf sie wirkte.
Kurzum: wir hatten ein kleines Fotoshooting und der Star war zweifelsohne Mike 😉
Als wir dann unsere Snacks für die Reise hatten, ging es auch schon los mit der nächsten stundenlangen Fahrt. Spät abends erreichten wir unser Ziel und wurden an der Hauptstraße, 4km von Hội An entfernt, bei strömenden Regen aus dem Bus entlassen. Glücklicherweise war ein Taxi vor Ort, das soeben seine Kunden aussteigen ließ, ansonsten wären wir wohl noch einige Zeit im Regen gestanden. Das Taxi brachte uns dann auch direkt zu unserem netten „Homestay“, das wir vorab online ausgesucht hatten (Homestays sind kleine, von Familien betriebene Pensionen, in denen auch die Familie selbst wohnt). Klassisch für Vietnam war der Empfangsbereich gleichzeitig auch der Frühstücksraum, die Küche der Familie, das Wohnzimmer, das Schlafzimmer und die Garage. Als Betten für die Familie dienten lediglich Matten am Boden oder Hängematten mit einem Mosquitonetz darüber.
Nachdem wir in unserem Zimmer eingecheckt hatten, trafen wir dann Roman (Ex-Arbeitskollege von Mike) und Doris, die ebenfalls gerade durch Vietnam reisten. Wir hatten einen echt netten Abend und auch einige vietnamesische Draft-Beers (vielleicht auch eines zu viel), mit Fortsetzung gleich am nächsten Abend 🙂 Ganz liebe Grüße an dieser Stelle an euch zwei!
Leider spielte das Wetter die nächsten Tage dann so gar nicht mehr mit. Es regnete die komplette Woche durchgehend. Teilweise goss es aus Kübeln, sodass selbst der Fluss, der durch Hội An fließt, über die Ufer trat. Nichtsdestotrotz liehen wir uns Räder aus, um die Stadt zu erkunden. Obwohl Hội An relativ touristisch ist, hat es definitiv seinen eigenen Charme. Das Stadtbild ist nicht so typisch asiatisch, sondern eher im Kolonialstil gehalten – und zwar nicht nur äußerlich sondern auch innen. Hier als Beispiel ein nettes Restaurant, das wir gefunden haben:
Wir hatten auch eine super nette Begegnung mit 2 Schulkindern, die geschätzt nicht älter als 8 Jahre waren. Ganz selbstbewusst kamen sie mit ihren Klemmbrettern und Stiften auf uns zu und fragten uns, ob wir bereit wären, mit ihnen gemeinsam einen Fragebogen zum Thema Smartphones auszufüllen. Da die beiden so süß waren, war es schlicht unmöglich Nein zu sagen. Umso erstaunter waren wir über die teilweise für ihr Alter doch recht schwierigen Fragen, sodass wir vermutet haben, dass diese eher auswendig gelernt wurden. Wir pickten daher spontan ein Wort aus dem Fragebogen heraus und fragten sie, ob sie denn auch wissen, was es eigentlich bedeutet. Ohne zu zögern erklärten sie uns ganz frei gesprochen dessen Bedeutung, was uns restlos überzeugt und verblüfft hat. Nach anschließender Beurteilung mit einem von mir ergänzten Smiley (naja ein bisschen Lehrerin steckt wahrscheinlich doch in mir 😉 ), rannten sie sofort zu ihren Lehrern und zeigten ganz stolz den Smiley auf ihren Fragebögen. War wirklich schön mit anzusehen, wie sie sich darüber freuten.
Da wir ja eine ganze Woche in Hội An waren, hatten wir sehr viele Gelegenheiten uns durch die Stadt „durchzufuttern“. Am Besten war eigentlich das Essen am lokalen Markt und bei einer ganz kleinen Outdoor Garküche, die wir gefunden hatten. Bei beiden bekamen wir nicht nur das billigste, sondern auch das beste Essen, das wir in der Stadt finden konnten. Außerdem entschieden wir uns, einen Kochkurs zu machen – und der war wie erhofft, super informativ und mit extrem leckerem Essen – alles in Allem ein lustiger Tag. Zu Beginn gingen wir auf den Markt um unsere Zutaten zu kaufen. Linh, unsere Köchin, zeigte und erklärte uns dabei vieles und ging auch auf unsere Fragen ein. Wir waren an diesem Morgen auch die einzigen, die den Kochkurs bei ihr machten – was echt klasse war, da sie ihre Zeit voll und ganz uns widmen konnte.
Anschließend sind wir zu ihr nach Hause gefahren und das Schnippeln, Rühren und Kosten, begleitet von unzähligen „mmmmh“s „aaaaah“s usw, nahm seinen Lauf. Am Ende sah unser Menü so aus (siehe Fotos):
- Rice Pancake
- Pho Ga (Vietnamesische Suppe mit Hühnerfleisch)
- Sauteed Beef with Lemongrass & Chili
- Sauteed Calamary with spicy Sauce
Kurz: diesen Kochkurs (Golden Lotus Cooking School) würden wir sofort wieder machen 🙂
Tja und was kann man sonst noch bei schlechtem Wetter in Hội An machen? Richtig, die Bierkultur ausgiebig kennenlernen, welche auf jeden Fall ebenfalls erwähnenswert ist. Frisches Draft-Beer gibt es bereits um 4000 Dong (24.000 Dong = 1 Euro) und es schmeckt auch richtig gut. Nun ja, das gute Bier, das miese Wetter und unsere nette Gesellschaft trugen dazu bei, dass wir uns doch öfters Mal ein Bier in dieser Woche genehmigten 🙂
Nachdem Roman und Doris abgereist waren, lernten wir am nächsten Tag durch Zufall die zwei Amerikaner Ryan und Robert kennen, mit denen wir die nächsten Tage verbrachten. Die Geschichte, wie sich unsere kleine Gesellschaft zusammenschloss, war auch richtig nett: Mike und ich waren wieder einmal auf der Suche nach einem Restaurant. Während wir durch den Regen die Straße entlang schlenderten, merkten wir nach kurzer Zeit, dass jemand genauso demotiviert neben uns ebenfalls dieselbe Richtung eingeschlagen hatte. Mehr oder weniger aus dem Nichts heraus entstand eine kleines Gespräch und da Ryan ohnehin nicht viel vor hatte, fragten wir ihn, ob er auf ein Bier und etwas zu Essen mitkommen möchte. Ohne zu zögern stimmte er zu und schon saßen wir an einem Tisch an der leeren Straße. Wir saßen kaum 5 Minuten und unterhielten uns, als sich Robert vom anderen Tisch umdrehte und sich so in das Gespräch mit einklinkte. War irgendwie total witzig. Wir verstanden uns auf Anhieb und so ergab es sich, dass wir die gesamte restliche Woche miteinander verbrachten, oft abends ausgegangen sind und richtig viel Spass hatten.
Many greetings to Robert & Ryan, was great to meet you guys!
Trotz des regnerischen Wetters entschlossen wir uns dann auch, einen Tempel in der Gegend zu besichtigen und so mieteten wir zu viert einen Fahrer, der uns zum „Marble Mountain“ brachte. Auf diesem Berg befindet sich ein Tempel, dessen Anlage auf den ersten Blick sehr klein wirkt, auf den zweiten Blick aber doch immens war. Auf den Spuren von Indiana Jones erforschten wir dort größere und kleinere Höhlen, in denen Statuen und andere beeindruckende Bauten verborgen waren. Am Fuße des Marble Mountain wieder angekommen, genehmigten wir uns zum Abschluss noch ein kleines Bier an einem Verkaufsstand/Restaurant, das von einem netten älteren Ehepaar geführt wurde.
Wir hatten also trotz des schlechten Wetters eine schöne Zeit in Hội An und eine Menge Spaß. Zum Schluss noch eine kleine Kuriosität, die wir in einem der Restaurants gefunden haben. Für jeden geeignet, der nicht gerne alleine ist 😉