Nach Hanoi gelangten wir diesmal mit dem Flugzeug – welch angenehme Abwechslung zu den anstrengenden Busfahrten. Nachdem die Hauptstadt Vietnams doch etwas teurer als der Rest des Landes ist und wir nach einer Woche Luxus in Huế wieder mehr auf unser Budget achten mussten, entschieden wir uns für ein günstiges Hostel mit 6-Bett Dorm (Schlafsaal). Bis auf eine Nacht hatten wir auch Glück mit unseren Mitbewohnern. Hanoi selbst hat uns sehr gut gefallen und ist mit Ho Chi Minh City überhaupt nicht zu vergleichen. Der innere Stadtteil Hanois ist relativ klein, aber sehr dicht besiedelt. Typisch für die Stadt sind die Röhrenhäuser, welche über an die 2 Etagen verfügen und gerade mal 3m breit aber dafür bis zu 50m lang sind. In einem solchen Haus wohnen oft mehrere Familien, die sich ein Badezimmer und Wc teilen.
Leider war es in Hanoi schon relativ kalt und so beschlossen Mike und ich uns etwas Wärmeres zum Anziehen zu kaufen. An Plagiatswaren mangelt es hier nicht: Northface, Nike und wie sie alle heißen sind zu sehr günstigen Preisen an jeder Ecke erhältlich. Die Plagiate sind teilweise auch wirklich sehr gut verarbeitet und für Laien als solche nicht leicht erkennbar. Wir waren also auf der Suche nach langen Jeanshosen (Mike hatte nur kurze Hosen im Gepäck) und so suchten wir die Straße, in der Jeans verkauft werden. In Hanoi gibt es nämlich für jede bestimmte Art von Waren eine eigene Straße: zB. eine Schuhstraße, eine Straße, in der nur Eisenwaren verkauft werden, eine nur für Waschmaschinen, eine Werkstattstraße, eine für Kloschüsseln etc. Wir haben uns oft gefragt, wie die Menschen dort ihr Geld verdienen, wenn jeder Laden dieselben Produkte in ein und derselben Straße verkauft. Scheint aber irgendwie zu funktionieren 🙂
Mike und ich waren also in der Jeansstraße und haben uns für umgerechnet 13 Euro eine Hose gekauft (für Mike die Allergrößte, die der Shop zu bieten hatte – 6 XXL 😉 ). So ausgerüstet konnten wir dann Hanoi besichtigen. Im Hostel lernten wir Kate und Stewart aus Australien kennen, mit denen wir die Stadt gemeinsam erkundeten. Wir spazierten um den kleinen See mitten in der Stadt, genossen den wirklich fantastischen vietnamesischen Kaffee – und auch ein sogenannter Egg-Coffee musste von mir verkostet werden. Eigentlich konnte ich mir gar nicht vorstellen, wie Ei und Kaffee zusammen gehen soll, doch er war wider erwarten köstlich. Was in unserer Tour durch Hanoi natürlich nicht fehlen durfte, waren die „Restaurantbesuche“. Ein Restaurant war im Grunde nichts anderes als eine Garküche mit ein paar Plastikhockern, die man sonst nur im Kindergarten findet, weil sie so klein sind. Dort wurden aber immer die besten Gerichte gezaubert. Diese „Restaurants“ bieten oft nur 2 unterschiedliche Gerichte an (zB. Suppe oder Nudeln), die dann entweder mit Huhn, Rindfleisch oder als vegetarische Variante angeboten werden. Eine unserer Lieblingsspeisen in Hanoi war Bun Bo: eine Schüssel mit Nudeln, gewürzt mit etwas Suppe, Salat, frischen Kräutern, Rindfleisch, Nüssen und Röstzwiebeln oben drauf – ich kann nur sagen ein Gedicht.
Zur Abwechslung besuchten wir dann auch mal ein Museum – das Vietnamese Women’s Museum. Die Tour war sehr informativ und wir erhielten einen kurzen Einblick in die Rolle der Frau, die gerade während des Vietnamkrieges eine ganz besondere war. Das Hoh-Chi-Minh Mausoleum ließen wir aber aus, da es doch etwas abgelegner ist und wir eigentlich nicht allzu große Lust hatten, in einer Touristen-Schlange einmal um den aufgebahrten Staatschef zu marschieren.
Was das Nightlife betrifft, hat Hanoi wirklich einiges zu bieten. Mit Tobias aus Belgien, den wir in unserem Homestay in Hội An kennengelernt hatten, trafen wir uns eines Abends, um ein bisschen ins Nachtleben der Stadt einzutauchen. Zum einen gibt es viele Bierlokale, in denen man super günstiges Draftbeer bekommt, zum anderen gibt es auch einige größere und kleinere Nachtclubs und Bars. Um Mitternacht allerdings werden die Clubs dann geschlossen und damit das wirklich effizient passiert, hilft die Polizei mit und räumt innerhalb weniger Minuten sämtliche Bars und Clubs im Umkreis. Wer aber glaubt, dass das das Ende der Partynacht sei, hat sich getäuscht, denn dankenswerter Weise bekommt man von der Polizei den Tipp, welche Clubs noch offen haben – sehr nett 😉
Da wir an besagtem Abend um Mitternacht noch nicht nach Hause wollten, machten wir uns auf den Weg zu einem „Late hour“ Club. Keine Ahnung wer den Weg wusste, aber irgendwie begann sich die Masse an Feierwütigen in eine Richtung zu bewegen und so schlossen wir uns kurzer Hand der gigantischen Völkerwanderung an, bis wir das Ziel in einer dunklen Gasse mitten im Nirgendwo erreichten. Dort angekommen war es dann auch ganz witzig – die einzige Herausforderung war, dass wir auch wieder nach Hause finden mussten, was wir zum Glück auch ohne gröbere Umwege schafften.
Langsam aber doch neigte sich das Jahr 2015 dem Ende zu und wir waren schon sehr gespannt, wie Hanoi Silvester feiert. Grundsätzlich feiern die Vietnamesen ja eher das chinesische Neujahr im Februar, in Hanoi war aber glücklicherweise doch sehr viel los. Mit Kate und Stuart und ein paar Dosenbier im Gepäck marschierten wir also zum See, wo eine große Bühne aufgebaut und auch ein Feuerwerk angekündigt war. Da es in Hanoi platztechnisch sehr beengt ist, gab es auch nur diese eine Bühne, die nacheinander allen Musikrichtungen Platz bot. Von vietnamesischen Heavy Metal Bands über traditionellere Musik bis hin zu DJ Sets war alles vertreten. Das Feuerwerk, auf das wir schon die ganze Zeit gewartet haben, war leider etwas enttäuschend. Es ist so dezent ausgefallen, dass man es fast nicht mitbekam. Nichtsdestotrotz waren sehr viele Leute unterwegs und es gab keinen Zentimeter mehr, an dem man irgendwo gemütlich stehen konnte. Zu allem Überfluss neigte sich auch unser Biervorrat dem Ende zu, sodass Mike und Stuart noch die schwierige Aufgabe hatten, für Biernachschub zu sorgen. Keine Ahnung wie sie es anstellten, aber sie schafften es irgendwie durch die Menschenmenge und fanden wieder zu uns zurück. Auf jeden Fall hatten wir richtig viel Spaß und feierten in das neue Jahr hinein.
Many greetings to Kate and Stuart, we had a great time 🙂
Halong Bay
Nach zwei Regenerationstagen (ja, wir werden alt) buchten wir dann einen Trip nach Halong Bay. Halong Bay ist eine Bucht, die schön langsam versinkt, sodass nur mehr die ca. 1600 Kalkfelsen aus dem Wasser ragen. Eigentlich ist sie wunderschön, wenn nicht so viele Schiffe mit Touristen das UNESCO Welterbe besuchen würden. Unser Trip dauerte 2 Nächte und 3 Tage, die wir auf einem Boot verbrachten. Wir paddelten mit dem Kajak in eine Lagune, besuchten eine an sich schöne aber teilweise völlig überfüllte Höhle und genossen die Fahrt auf dem Deck durch die Bucht. Außerdem machten wir Halt auf der größten Insel in der Halong-Bucht: Cát Bà. Landschaftlich auf jeden Fall einen Ausflug wert und speziell Cát Bà hat uns sehr gut gefallen.
Während unserer Zeit in Hanoi überlegten wir bereits, wo es für uns als nächstes hingehen sollte – und da es uns im Norden Vietnams wirklich schon zu kalt wurde, suchten wir nach einer wärmeren Destination. Nach ein wenig Online- und Reiseführer-Recherche sind wir dann irgendwie auf die Philippinen gekommen und buchten spontan einen Flug. Und die Entscheidung war goldrichtig, wie ihr in den nächsten Einträgen sehen werdet.
Achja und hier zum Abschluss noch eine weitere Kuriosität gesehen in Hanoi, aus der Reihe Stille Örtchen in Vietnam. Und nein, das war nicht das Kinder-WC 🙂
Superschöne Fotos! Bussi aus Altenfelden 🙂