Von anderen Reisenden haben wir des Öfteren gehört, dass eine sogenannte „Easy Rider Tour“ in Vietnam quasi zum Pflichtprogramm gehört. Man fährt dabei für mehrere Tage auf einem Motorrad durch Vietnam, allerdings hinten als Beifahrer. Für mich eher ungewohnt, da ich sonst immer nur vorne auf dem Bike sitze – aber in diesem Fall ließ ich mich darauf ein. 🙂
Der Fahrer ist ein Local, der die Straßen und die Gegend gut kennt – und gleichzeitig als Guide einiges an Hintergrundwissen vermittelt.
So machten wir uns in Mũi Né auf die Suche nach einem „Easy Rider“ und fanden auch gleich einen Local, der mehrere Touren anbietet. Wir entschieden uns für eine 3-tägige Route von Mũi Né nach Di Linh über Đà Lạt nach Nha Trang. Am nächsten Tag ging es dann früh los: mit unserem gesamten Gepäck hintendrauf (!) und 2 vietnamesischen Fahrern ab auf die Straße.
Tag 1
Unsere ersten Stopps waren in Mũi Né und Umgebung, wo wir ein Flussbett und Sanddünen durchwanderten und den Hafen mit wahnsinnig vielen Fischerbooten bestaunten. Weiter ging es zu einem Cham-Tempel, einer Drachenfrucht-Farm (dort hatten wir die beste Drachenfrucht EVER – direkt vom Strauch bzw. Kaktus) vorbei an wunderschöner Landschaft zu einem kleinen Bergdorf, wo die Einheimischen Kaffee anbauen und nach der Ernte dort trocknen. Generell ist diese Gegend voll mit Drachenfrucht- und Kaffee-Feldern, wobei die Früchte hier teilweise auch nach Thailand und in andere Länder exportiert werden.
Nach einer landschaftlich superschönen Fahrt erreichten wir schließlich unser Hotel in Di Linh. Die kleine Stadt war wohl der am wenigsten touristische Ort unserer gesamten Vietnam Reise – den Blicken der Einheimischen nach verirren sich hierher nur sehr wenige weiße Europäer. Ein weiteres Indiz: es gab in der gesamten Stadt keinen einzigen TripAdvisor Eintrag 🙂
Unser Hotel war daher auch sehr basic, aber dafür mit einer super Aussicht.
Tag 2
Der nächste Tag begann gleich mal mit einer köstlichen „Pho Bo“ Suppe, welche inzwischen zu unserem Standardfrühstück geworden war. Danach ging es wieder auf die Straße, mit erstem Stopp bei einer Familie bzw. älteren Dame, die frisches Reispapier herstellte. Das Ganze läuft hier noch ziemlich rustikal ab, ganz ohne maschineller Hilfe mittels Handarbeit. Das dünne Reispapier wird dann zum Trocknen in die Sonne gelegt, so wie es auch bei der Herstellung von Reisnudeln gemacht wird. Als nächstes ging es für uns dahin, wo der Pfeffer wächst – nämlich auf eine Pfeffer-Farm. (ba dumm tss!) In Vietnam wird hauptsächlich grüner Pfeffer aus den Pfeffersträuchen gewonnen, wobei die noch unreifen Früchte früh geerntet und anschließend in der Sonne getrocknet werden.
Die nächsten zwei Spots zeigten dann wiedermal, wie schön Vietnam landschaftlich ist. Bei einem Parkplatz im Nirgendwo angekommen, wanderten wir einige Höhenmeter runter bis wir schließlich zu einem superschönen Wasserfall kamen. Ich denke die Bilder sprechen für sich – wir hatten eine echt gute Zeit dort und waren beinahe die einzigen Touristen. So auch bei einem weiteren (kleineren) Wasserfall, nur wenige km entfernt.
Auf dem Weg nach Đà Lạt kamen wir noch bei einer Jungzwiebel Farm vorbei und konnten uns ansehen, wie Seide hergestellt wird – von der Raupe bis zum Faden und schließlich dem fertigen Seidenstoff. Aus einem kleinen weißen Kokon lassen sich übrigens 1000m (!) Faden abwickeln und zur weiteren Verarbeitung gewinnen.
Nach einer weiteren „Scenic Route“ mit dem Bike kamen wir dann schließlich in Đà Lạt an, wo wir noch den lokalen Markt besuchten und wiedermal über den Verkehr in Vietnam staunten. Unser Bett hatten wir an dem Abend bei einer netten Gastfamilie, mit denen wir auch gemeinsam den Abend verbrachten. Für das Essen sorgten unsere 2 Guides, die uns im Wohnzimmer/Küche/Garage (ja, in Vietnam gibt es oft nur einen größeren Raum für alles) ein gutes Abendessen servierten. Außerdem lernten wir die etwas schrägen Trink-Gewohnheiten der Vietnamesen kennen: bei jedem Schluck wird mit jedem vom Tisch mit einem lauten „Yo“ (ganz ohne HipHop) „geprostet“. Das heißt, wer einen Schluck trinkt ohne anzustossen, gilt als unhöflich – bzw., wer nicht bei jedem Schluck mittrinkt ebenso. Das Ergebnis: nach ca. einer Stunde saßen wir mit 4 betrunkenen Vietnamesen in einer Garage und hatten eine Menge Spaß – auch wenn wir im Grunde kein einziges Wort verstehen konnten 🙂
Tag 3
Nach dem vollbepackten Programm der ersten beiden Tage machten wir uns am 3. Tag auf den Weg nach Nha Trang, dem Ziel unserer Tour. Zu den Stops auf dem Weg gehörte unter anderem ein farbenfroher Tempel, wo viele große Skulpturen aus Holz geschnitzt wurden, ein Kaffee-Feld mit Khaki-Baum (die orange Frucht auf dem Foto) und ein Schuppen, in welchem die Einheimischen den lokalen Reiswein herstellen.
Landschaftlich war die Strecke über die Berge nach Nha Trang für uns der schönste Teil, der Nebel und die vielen Wasserfälle machten die Fahrt durch den Regenwald zu einem wunderschönen Naturschauspiel.
Die Easy Rider Tour zählt demnach definitiv zu unseren Vietnam-Highlights und wir konnten in den 3 Tagen vieles über Vietnam und die Menschen dort lernen. Solltet ihr mal in die Gegend kommen: unbedingt machen!
Hier noch ein Video mit ein paar Eindrücken: