Nach unserem Tempelmarathon in Siem Reap ging es auf in die Hauptstadt Kambodschas, Phnom Penh. Wir wussten, dass Kambodscha das ärmste Land Südostasiens ist, doch bis jetzt nahm man diese Tatsache noch nicht sonderlich wahr. Kaum verließen wir aber das touristische Siem Reap konnte man die Armut der Bevölkerung erahnen.
In Phnom Penh angekommen machten wir 5 uns auf den Weg vom Busbahnhof zum Hostel. Wir entschieden uns, die Strecke zu Fuß zu gehen und so bekamen wir gleich mal einen ersten Eindruck von der Stadt. Im Vergleich zu anderen asiatischen Hauptstädten wirkt Phnom Penh nicht ganz so beengt und auch der Verkehr hält sich einigermaßen im Rahmen. Die quirlige Stadt am Tonle Sap versucht mit ihren netten Märkten und den guten Restaurants und Bars die Schrecken der Vergangenheit hinter sich zu lassen, doch sieht man genauer hin, kann man erkennen, dass viele Menschen noch immer unter den Auswirkungen des Pol Pot Regimes leiden. Viele davon sind verwaiste Straßenkinder, die sich durch Betteln ihren Lebensunterhalt „verdienen“. Wenn die Nacht über Phnom Penh hereinbricht, stellt man fest, dass einige Straßen, die tagsüber passierbar waren, nun zugemüllt sind und von Menschen auf der Suche nach Nahrung und Habseligkeiten durchwühlt werden.
In Phnom Penh wurde unsere 5-köpfige Reisetruppe um die liebe Hanna erweitert. Hanna ist eine langjährige Freundin von Doris und war zu der Zeit als Volunteer in einem kambodschanischen Krankenhaus tätig. Sie zeigte uns ein Stück Nachtleben in Phnom Penh und führte uns in eine sehr schöne Outdoor-Bar mit Live-Musik vor einem schönen Kolonialhaus, welches auch als Kunstgalerie diente. Dort stießen wir erstmal mit einem Glas Bier/Wein an bevor es weiter in die nächste Bar auf leckere Cocktails ging. Zu guter Letzt besuchten wir noch einen Club und hatten eine Menge Spaß.
Insgesamt verbrachten wir 3 Tage in Phnom Penh und neben Clubkultur und Nachtleben stand noch ein Besuch eines Tempels und ein Stadtbummel am Programm. Sehr nahe ging uns jedoch der Besuch eines von mehr als 300 Killing Fields Kambodschas. Killing Fields sind Stätten, an denen das kommunistisch-marxistische Regime der Roten Khmer unter Pol Pot den politisch motivierten Genozid an der kambodschanischen Bevölkerung beging. Während der 4-jährigen Schreckensherrschaft zwischen 1975 und 1979 wurden auf diesen Killing Fields ein Drittel der Gesamtbevölkerung abgeschlachtet. Vorrangig hatte man es vor allem auf gebildete Personen abgesehen, doch schlussendlich war niemand mehr vor den Schlächtern sicher. Selbst Säuglinge und Kleinkinder wurden vor den Augen ihrer Mütter an Bäumen erschlagen. Um die Grausamkeiten auf diesen Killing Fields geheim zu halten, schallte immer wieder laute Musik über das Areal um die Schreie der Gefolterten und anschließend Ermordeten zu übertönen.
Wir alle waren schockiert als wir an menschlichen Knochenfragmenten, welche der Regen immer wieder frei spülte, vorbei gingen während wir den Zeitzeugenberichten via Audio-Guide lauschten. Nachdem wir zum Schluss noch die Gedächtnisstupa betraten, in der unzählige Gebeine und Totenschädl der Opfer aufgebahrt waren, fuhren wir fassungslos zurück nach Phnom Penh. Wir haben hier auch bewusst und aus Respekt keine Fotos gemacht.
Die Insel Koh Rong
Nach diesen sehr bewegenden, aber auch lustigen Tagen in Kambodschas Hauptstadt freuten wir uns schon sehr auf Strand und Meer und so machten wir uns auf den langen Weg nach Koh Rong, einer kleinen Insel im Süden. Die Anreise dauerte ewig: stundenlange Busfahrt mit anschließender 3-stündiger Bootsfahrt, aber dafür wurden wir mit einem Traumstrand – dem Lonely Beach – belohnt. Bis auf die wenigen Gäste des Lonely Beach waren wir die einzigen dort und konnten die Seele so richtig baumeln lassen.
Die Anlage war zwar sehr basic, aber das störte uns nicht im Geringsten. Wir übernachteten im 10-Bett Dorm, der nichts anderes war als eine Art offene Pagoda mit 10 Betten und Mosquitonetz mitten im Wald. Um in unser Gemeinschaftsbad zu gelangen, musste man einem kleinen Trampelfad durch den Dschungel folgen. Das Deluxe-Bad/WC bestand aus WC, einem Trog mit Wasser und einer Schöpfkelle aka Klospüle und Dusche in einem. So traten wir allesamt regelmäßig vor unseren Schöpfer und wuschen uns rein.
Insgesamt verbrachten wir eine Woche auf der Insel und abgesehen von den Hunden entdeckte so manch einer die Leidenschaft fürs Sandbuddeln: es wurden Liegestühle und Baumstämme ausgebuddelt, Max eingebuddelt und Tag für Tag ein neuer Abschnitt mit Eifer umgegraben. Zwischendurch gab es diverse Fotoshootings im Wasser und abends bestaunten wir die unglaublich schönen Sonnenuntergänge.
Nach ein paar Tagen Faulenzen beschlossen wir das Fischerdorf auf der anderen Seite der Insel zu besuchen. Nach etwa einer Stunde Fußmarsch erreichten wir das kleine Dorf und stärkten uns dort mit einem Glas frisch gepressten Zuckerrohrsaft, junger Kokosnuss und selbst geernteten und gerösteten Cashewkernen. Wir kamen mit den Menschen dort ins Gespräch und spielten mit den Kindern. Es war wirklich nett aber unglaublich heiß, weswegen wir nicht allzu lange dort blieben und uns alsbald auf den Rückweg machten.
Unsere Zeit auf der Insel neigte sich dem Ende zu und somit hieß es nicht nur Abschied von der Insel nehmen, sondern auch von alten und neuen Freunden. Für Max und Doris ging der Weg Richtung Thailand weiter und Hanna musste wieder zurück nach Phnom Penh. Nur Valle begleitete uns noch für weitere 3 Wochen bis rauf nach Laos. An dieser Stelle vielen Dank an Doris, Hanna und Max, dass ihr uns ein Stück der Reise begleitet habt. Es war wirklich schön mit euch!