Da wir ohnehin vor hatten, wieder in unser gefundenes Paradies – dem Kookoo’s Nest – zurück zu kehren, packten wir nur unsere kleinen Daypacks und machten uns auf den Weg zur Fähre nach Bohol. Leider hatten wir gleich mal das Pech, dass die direkte Fähre von Dumaguete aufgrund technischer Probleme nicht fahren konnte und man auch nicht wusste, wann das Problem beseitigt werden würde. Glücklicherweise ergatterten wir noch einen Platz auf einem anderen Boot zur kleinen Nachbarinsel Siquijor, von wo aus wir – laut Auskunft des Personals vor Ort – eine Nachtfähre nach Bohol erwischen sollten.
In Siquijor angekommen stellten wir allerdings fest, dass unser Anschlussboot von einem anderen Hafen ablegte. Wir hatten also gerade mal eine halbe Stunde Zeit den Hafen zu wechseln und hoffentlich noch ein Ticket zu bekommen. Wir heuerten einen TukTuk-Fahrer an und machten ihm klar, dass er nur seinen genannten Fahrpreis bekommen würde, wenn er aufs Gaspedal steigt. So düsten wir nachts quer durch die Insel und erreichten gerade noch rechtzeitig die riesige Fähre. Leider gab es nur noch Restplätze der 3.Klasse, aber wir waren froh, überhaupt noch welche bekommen zu haben. Unser Sitzplatz/Nachtquartier war dann eine kleine unbequeme Holzbank für 3 Personen. Wir machten es uns so bequem wie möglich – doch den anderen Fahrgästen in den Stockbetten beim Schlafen zuzusehen, war nicht ganz so toll. Nach einigen Stunden auf der harten Holzbank stellte ich fest, dass einige wenige Betten gar nicht belegt waren, obwohl die Fähre ja eigentlich ausgebucht war. Die Gelegenheit nutzte ich natürlich, schnappte mir ein freies Bett und schlief binnen Minuten ein 🙂
Gegen 6 Uhr früh erreichten wir endlich die Hafenstadt Tagbilaran auf Bohol und nur wenig später auch unsere Unterkunft. Am nächsten Tag ging es bereits weiter und wir suchten uns einen Motorradverleih, um unsere geplante Tour antreten zu können. Mike hatte nach einigen Auskünften der Locals dann auch einen gefunden, aber irgendwie war das Ganze ein wenig dubios: nachdem sich Mike mit dem Burschen geeinigt hatte, wurden die Telefonnummern ausgetauscht und etwas später erfolgte nach Anruf ein paar Häuserblocks weiter die Übergabe. Normalerweise würde einem der gesunde Menschenverstand davon abraten, mit so einem Verleiher ins Geschäft zu kommen, doch da wir nicht im Voraus bezahlen mussten, als Pfand nur mein internationaler Führerschein herhalten musste und das Bike in einem doch ganz guten Zustand zu sein schien, gingen wir auf den Deal ein. Nun waren wir für die nächsten 5 Tage stolze Besitzer eines kleinen Halbautomatik-Motorrads, mit welchem man auch die teilweise nicht asphaltierten Strassen auf Bohol bestens passieren konnte.
Unsere erste Station war das Nut’s Huts, eine Unterkunft direkt an einem Fluss im Dschungel. Die Fahrt dorthin war wirklich schön und wir freuten uns schon richtig auf unsere Unterkunft, da wir bereits von einigen Reisenden gehört hatten, dass es dort sehr idyllisch und ruhig ist. Tatsächlich war es super ruhig und der etwas salzige Fluss eignete sich auch gut zum Schwimmen.
Wir genossen die Umgebung so richtig, relaxten am Fluss und der wunderschönen Landschaft – doch als die Dunkelheit hereinbrach kam das Grauen auf 8 Beinen. Es stellte sich heraus, dass unser Bungalow ein wahres Spinnenparadies war – und wer mich kennt weiß, dass ich mit diesen Tierchen so gar nicht kann. Das Bad mit WC wurde von einer handflächengroßen Spinne bewohnt und der restliche Teil des Bungalows von anderen – etwas kleineren aber nicht unbedingt weniger ekeligen – Spinnen. Zu meinem Pech schloss die Badezimmertür nicht ganz, sodass die Spinne gemächlich im Bungalow herumspazieren konnte. Für mich stand eines auf jeden Fall fest: mein Badezimmer für die nächsten Tage war der Dschungel draußen. Ich freute mich riesig, als der nächste Tag anbrach, denn das hieß für uns die Spinnenhöhle für die nächsten Stunden verlassen zu können – doch eine Nacht mussten wir ja noch durchstehen.
Als es wieder Zeit war, ins Bett zu gehen, hatten ein paar dieser possierlichen, bis zu 10cm großen Tierchen bereits Mike’s Bett unter Beschlag genommen und nach einigen erfolglosen Versuchen die Tiere zu verscheuchen bzw. ihnen den Gar aus zu machen, quetschten wir uns in mein viel zu kleines Bett, frei nach dem Motto: „Nicht bewegen, Harry“. Nach Mr. Crabs ist das wohl das klare 2:0 für die philippinische Tierwelt.
Obwohl es dort wirklich sehr schön war, waren wir auch sehr froh, dass wir unseren Weg fortsetzten und so fuhren wir eine wirklich schöne Strecke durch die Berge zu den Chocolate Hills über Carmen, Sierra Bullones und Jagna bis nach Anda im Osten von Bohol. Die Fahrt war landschaftlich wunderschön und wir kamen durch kleine abgelegene Dörfer, in welche sich – den Blicken der Einheimischen nach – nur sehr selten Touristen verirren. Jedes kleine Kind auf dem Weg schrie uns schon von Weitem ein freundliches „Hello!“ entgegen und freute sich anscheinend sehr, uns zu sehen. Wir machten außerdem bei einem echt schönen Wasserfall halt, bei dem wir ein paar nette Einheimische kennenlernten.
In Anda angekommen, haute uns erstmal der schneeweiße Strand mit dem türkisblauen Wasser vom Hocker – einfach traumhaft und ganz klar einer der schönsten Strände auf unserer bisherigen Reise. Wir verbrachten dort ein paar nette Tage und feierten mit ein paar Bierchen meinen Geburtstag, bevor es dann auch schon wieder zurück nach Tagbilaran ging.
Leider hatten wir am Abreisetag nicht wirklich Glück mit dem Wetter, denn immer wieder begann es sehr stark zu regnen, sodass wir des öfteren gezwungen waren, einen Platz zum Unterstellen zu suchen. Die Fahrt dauerte deswegen richtig lange, aber wir schafften es trotzdem einigermaßen trocken und vor Einbruch der Dunkelheit nach Tagbilaran.
Auch die nächsten Tage spielte das Wetter dann so gar nicht mit, was dazu führte, dass die Fähre immer wieder kurzfristig gecanceled wurde. Nachdem wir ja ohnehin nicht viel machen konnten, beschlossen wir ins nahegelegene Tarsiercenter zu fahren. Tarsiere (oder „Koboldmakis“) sind ganz kleine nachtaktive Waldbewohner, die sich in den Bäumen versteckt halten. Um die Tiere nicht zu verschrecken, muss man sich sehr leise verhalten. Im Tarsiercenter wohnen zur Zeit 8 dieser Tiere und jeden Morgen bringen die Tierpfleger bis zu 2 Stunden damit zu, die gerade mal 10 cm kleinen Tiere in dem großen Gehege zu suchen, was ihnen mal besser und mal weniger gut gelingt. Wir bekamen an diesem Tag 4 niedliche kleine Äffchen zu Gesicht, einer davon sah aus wie Meister Yoda 🙂
Nach 2 Tagen in Tagbilaran wurde das Wetter dann endlich so gut, dass die Fähre ablegen konnte und wir begaben uns wieder für ein paar Tage zurück zum Kookoo´s Nest, wo wir nochmal Nikki’s und meinen Geburtstag feierten.
Bevor wir aber die Philippinen verließen, verbrachten wir noch 2 Tage in Manila. Dort wurde unsere Geduld nochmals so richtig auf die Probe gestellt: wir standen nach unserem Flug von Dumaguete mehr als 2 Stunden am Flughafen in einer endlosen Warteschlange für ein Taxi an! Sowas hatten wir bis jetzt noch nicht erlebt. Normalerweise kann man sich ja vor den ganzen Taxifahrern an Flughäfen kaum retten, aber in Manila ist das Gegenteil der Fall. Gründe dafür liegen klar auf der Hand: Manila ist die am dichtesten bevölkerte Stadt der Welt und die Infrastruktur bezüglich öffentlicher Verkehrsmittel hinkt gewaltig hinterher. Kein Wunder also, dass die ganze Stadt im Verkehrsstau erstickt und eine Taxifahrt ewig dauert: Rushhour 24/7.
In Manila trafen wir uns dann auf einen Drink mit Eleonora, die wir aus der Zeit in Wien kennen, und einem Freund von ihr. Wir hatten einen supernetten Abend zusammen.
Am darauffolgenden Tag erkundeten Mike und ich die nähere Umgebung zu Fuß, denn eines stand definitiv fest: eine weitere Taxifahrt hätten wir nicht durchgestanden und die Fahrt zum Flughafen am nächsten Tag stand uns ohnehin noch bevor. Doch ehe es ab nach Kambodscha ging, gönnte ich mir noch einen Friseurbesuch, den ersten auf unserer Reise – und ja, ich war zufrieden mit dem Ergebnis 🙂
Im nächsten Beitrag wird euch Mike dann von unserer Zeit in Kambodscha berichten, wo unter anderem ein Wiedersehen mit alten Freunden auf uns wartete.